Es gibt sie, die glücklichen Single-Frauen!

Hast du schon mal vom Domtreppenfegen gehört? Das ist ein alter Brauch in Deutschland, bei dem ein Single-Mann an seinem 30. Geburtstag „so lange eine öffentliche Treppe fegen muss, bis ihn eine Jungfrau küsst und ihn damit von seiner Aufgabe entbindet“. Diesen Brauch gibt es übrigens auch für 30-jährige Single-Frauen, die zwar nicht Domtreppen fegen, sondern stattdessen die Klinken an den Domtüren putzen müssen. Auch sie können von einer männlichen Jungfrau erlöst werden. Doch seit einiger Zeit werden in beiden Fällen auch Jungfrau-Geborene akzeptiert, falls sich keine jungfräulichen Zeitgenossen finden sollten. 😉

Viele von uns kennen jene Abschnitte in ihrem Leben, in denen sie – freiwillig oder unfreiwillig – eine Zeit lang als Single verbrachten. Andere wiederum haben sich ganz bewusst für ein Single-Leben entschieden. Für beide Arten von Singles gilt:

Alleine zu leben bedeutet nicht zwangsweise, einsam und unglücklich zu sein

Ich möchte ganz besonders jene Single-Frauen ansprechen, deren Wunsch es niemals war, alleine zu leben. Vielleicht hatten sie aufgrund einer Trennung, einer Scheidung oder nach dem Ableben ihres Partners gar keine andere Wahl. Vielleicht haben sie sogar eine solch schlimme Beziehung hinter sich, dass sie sich schworen, niemals mehr ihr Leben mit einem Partner teilen zu wollen.

Häufig braucht es Monate oder Jahre, bis sich Singles mit ihrem neuen Leben arrangieren. Und oft erkennen sie die Vorteile nicht, die ein Single-Dasein mit sich bringen kann. Denn nach einer Trennung oder einem Todesfall nehmen Wut, Trauer oder Enttäuschung sehr viel Raum in ihrem Leben ein. Doch mit der Zeit können Singles ihrem Alleinsein durchaus sehr positive Seiten abgewinnen.

Das Märchen vom großen Glück in der Paarbeziehung

Viele Mädchen wachsen mit der Vorstellung auf, dass es als Erwachsene unbedingt eine Paarbeziehung braucht, um glücklich zu sein. Dabei erkennen sie (noch) nicht, dass Partnerschaften von der Gesellschaft viel zu häufig idealisiert oder überbewertet werden. Denn sehr viele Frauen leben mit einem anderen Menschen zusammen und fühlen sich dennoch unglaublich einsam. Leider entwickeln sich viele Ehen im Laufe der Jahre zu reinen Zweckgemeinschaften, weil das Haus abbezahlt, die Kinder großgezogen oder der äußere Schein bewahrt werden muss.

Ich wage sogar zu behaupten, dass es weitaus weniger „tote“ Partnerschaften gäbe, wenn jeder junge Mensch – egal ob Mann oder Frau – nach seiner Ausbildung zumindest zwei Jahre lang als Single leben würde. Weil er oder sie früh genug lernen würde, auch alleine glücklich zu sein. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass es insgesamt weniger Trennungen gäbe, weil bereits junge Menschen lernen würden, auf eigenen Beinen zu stehen, für sich die Verantwortung zu übernehmen und mit sich alleine etwas anzufangen wüssten.

Doch die meisten Menschen, die ich kenne, haben niemals gelernt, alleine zu leben und auf sich gestellt zu sein, ohne diesen Umstand als großes Manko oder als Ungerechtigkeit des Schicksals zu empfinden. Sehr viel lieber wohnen sie im Hotel Mama, in einer WG, in einem Studentenheim oder mit einem Partner, der sie unglücklich macht.

Singles befinden sich nicht im Dauer-Katastrophenzustand

Singles haben es in unserer Gesellschaft nicht immer einfach. Denn die meisten Zeitgenossen gehen davon aus, dass Zweisamkeit die Norm und Single-Sein ein bedauernswerter oder zumindest bedenklicher Zustand ist. Sie nehmen an, dass sich Singles permanent im Dauer-Katastrophenzustand befinden, da sie es „bisher nicht geschafft haben, eine richtige Beziehung zu führen“. Und sie vermuten, dass mit Singles etwas überhaupt nicht stimmen kann.

Auch wenn Singles gerne Singles sind, werden andere immer wieder Argumente finden, die gegen ein Leben alleine sprechen. Und nicht nur das: Singles werden manchmal sogar als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Was lässt sich also dagegen tun? Falls du davon betroffen bist, dann lass die folgenden Impulse ein wenig auf dich wirken:

  • Umgib dich nur mit Menschen, die dir wirklich wichtig sind, denen du vertrauen kannst und die du wertschätzt
  • Sprich ganz offen über die Vor- und Nachteile deines Alleinseins
  • Gib unmissverständlich zu verstehen, dass dich Fragen nach deinem Single-Dasein nerven
  • Erzähle ehrlich, warum es mit der Liebe nicht geklappt hat oder warum du keinen Partner möchtest
  • Sag ganz unverblümt, dass dich Vorurteile im Zusammenhang mit deinem Single-Dasein verletzen

Aber achte auch darauf, dass du nicht in eine Rechtfertigungsfalle tappst! Wenn jemand dich und dein Single-Dasein nicht verstehen kann oder will, dann nützen auch die besten Erklärungen nichts.

Und wenn du selber mal wieder einen deiner Singles-Blues-Tage hast, dann denk daran: Single-Sein bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Wie viele unglückliche Nicht-Singles beneiden dich insgeheim darum, auch wenn sie es niemals zugeben würden!

Falls du deine Erfahrungen zu diesem Thema mit mir und anderen teilen möchtest, dann schreib einfach einen Kommentar darunter. Vielen Dank!

 

5 Kommentare zu „Es gibt sie, die glücklichen Single-Frauen!

  1. Liebe Ingrid!
    Ich bin schon sehr lange Single. Jahrelange davon beabsichtigt. Und ich durfte oft schmerzlich erfahren, dass man als Mensch „zweiter Klasse“ behandelt wird. Auch wenn die Mitmenschen es nicht bewusst machen, so wird man schon von Kindheit an geprägt, dass eine Partnerschaft die Norm sei.
    Schon im Alltag kann man dies beobachten. Im Supermarkt beim Warenangebot. Die Produkte werden oft in mind. „zwei Portionen“ angeboten. Findet man aber ein Produkt für eine Person, so ist es meist teurer. Will man Urlaub machen und man bucht ein Einzelzimmer, sind die Preise immer höher, auch wenn die Einzelzimmer in der Einrichtung immer ein bisschen das Nachsehen haben. 😉
    Ich nehme rund um mich sehr viele Partnerschaften wahr, die deswegen nur noch bestehen, weil es so „einfacher“ ist, weil nicht gelernt wurde, sein Leben alleine und glücklich zu leben.
    Ich hoffe, dass das Denken der Gesellschaft sich bald dahingehend ändert, dass jeder Mensch wertvoll ist und nicht nur, weil er in einer Beziehung lebt oder nicht.

    Dein Blog gefällt mir sehr gut! 🙂 Und für einen Frauenblog kann ich mich immer erwärmen. Frauenpower! 🙂 Viel Erfolg noch

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    1. Liebe Daniela, ja, es muss ein Umdenken stattfinden. Ich war selber längere Zeit Single und kenne die Thematik und das Bedauert-Werden allzu gut. Je mehr selbstbewusste und glückliche Single-Frauen es in Zukunft geben wird, desto schneller wird sich das Thema erledigen 😉 Alles Liebe für dich! Ingrid

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  2. Ich war viele Jahre in einer Beziehung ohne Liebe. Es schützte mich immerhin davor, dass so viele Menschen mir in mein Leben und die Kindererziehung reingeredet haben. Als alleinerziehende Mutter war ich wirklich die Zielscheibe von guten und gutgemeinten Ratschlägen. Ich war so oder so alleinerziehend, auch danach, als ich in der Beziehung war. Mit dem Unterschied, dass ich da dann mehr oder weniger 2 Kinder hatte, dafür aber der „Rest der Welt“ aufgehört hat, reinzuquatschen.
    Meine Freundin reagierte allergisch auf unsere Ringe. Also mit Ausschlag. Das hätte mir eigentlich zu denken geben müssen.
    Single-Sein finde ich jetzt auch nicht gerade so ganz befriedigend.
    Ich hoffe, dass es einen einzigen Menschen da draußen gibt ohne Ring-Allergie.

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