Das Frauen-Interview mit Claudia Liedtke
Claudia, als ich deine Schmuckstücke zum ersten Mal sah, war ich einfach hin und weg. Sie drücken für mich pure Weiblichkeit aus. Seit wann bist du Schmuckkünstlerin und Goldschmiedin und wie bist du dazu gekommen? Ingrid, ich bin seit 25 Jahren Schmuck-Designerin/-Macherin/-Künstlerin und ich hatte zuerst einen ganz praktischen Ansatz: Ich wünschte mir einen Beruf, in dem es möglich ist, Kinder zu integrieren, zu reisen, mit Menschen in Kontakt zu stehen, meine unterschiedlichen kulturellen Hintergründe auszudrücken, meine Kreativität und unkonventionelle Art zu leben. Als ich von Südamerika nach Hamburg „umgezogen wurde“, um mir eine Ausbildung zu suchen, hatte ich das große Glück, in ein Museum für Kunst und Gewerbe zu einer edlen und renommierten Weihnachtsausstellung als Besucherin eingeladen zu werden. Dort traf ich auf den Menschen, der später mein Meister und mein Vorbild in Sachen Schmuck, Design und Ästhetik werden sollte. Drei Jahre arbeitete ich mit und bei ihm, danach begann ich mein erstes Diplom-Studium für Schmuck-Design in London am Central St. Martins College of Art and Design.
Edelsteine und Edelmetalle haben ja eine ganz hohe Energie und Schwingung und du suchst sie auch ganz bewusst für deine Arbeiten aus. Erzähl uns mal davon! Ganz richtig, Steine – edle wie unedle – und Metalle haben wie alles um uns herum eine Schwingung und ich nutze auch sehr intensiv meine ausgeprägte Intuition, wenn ich neue Stein-Metall-Kombinationen erarbeite.
Zum Beispiel: Gold ist das Sonnenmetall und gleichzeitig ein Metall der Extreme. Es ist die Grundlage der schönsten Schmuckstücke und oft ein Rohstoff großer Begierde. Reines, mattes Gold schenkt dem Betrachter Licht, Ruhe und das Gefühl, etwas Erhabenes anzusehen. Auch Diamanten sind Steine, welche „von Licht erfüllt sind“. Durch die hohe Lichtbrechung kommt in Diamanten oft die ganze Farbpalette der menschlichen Chakren zum Vorschein und erzeugt ein grandioses Funkeln. Für mich persönlich weckt das Funkeln der Diamanten eine angenehme Erinnerung an fallende Regentropfen und deshalb habe ich – beispielsweise in meinen Lieblingsring – noch einen „Regen-Text“ von Federico Garcia Lorca eingraviert.
Warum kann Schmuck für Frauen für den Ausdruck ihrer Weiblichkeit sehr wichtig sein bzw. ihn sogar noch unterstützen? Für mich bedeutet das Tragen von Schmuck ein Ausdruck von Persönlichkeit. Ein Statement, welches klar zeigt, wer du bist! Meine Schmuckarbeiten haben aber auch weiche Kanten, Rundungen, harmonische Schnörkel und drücken damit Sinnlichkeit aus. Ich freue mich immer, wenn dies von meinen Freundinnen und Kundinnen erkannt wird und sie es vielleicht sogar in ihr Leben integrieren.
Allerdings beinhaltet Weiblichkeit auch Stärke oder Mut und diese zeigen sich in meinen Arbeiten in Form von großen Steinen und großen Perlen, z. B. auf großen Ringen und großen Ohrringen.
Wunderschön und bezaubernd weiblich sind für mich Südsee-Tahiti-Perlen, am besten, wenn sie die gleiche Farbe wie die Augenfarbe der Trägerin haben. Für eine Frau mit roten Haaren und Sommersprossen würde ich beispielsweise einen zarten lachsfarbenen Perlen-Ton aussuchen, um den schönen blassen Teint zu unterstreichen.
Was möchtest du mit deinem Schmuck zum Ausdruck bringen? Gibt es ein Statement, das du ganz bewusst setzen möchtest? Das größte Gefühl von Erfüllung in meinem Schaffen ist es, wenn ich sehe, dass jemand ein Schmuckstück von mir anlegt und dieses aussieht, als hätte er/sie es schon immer besessen. Da darf nichts Aufgesetztes oder Künstliches rüberkommen, sondern Natürlichkeit gepaart mit Eleganz, Stärke mit Weichheit. Meine Arbeiten tragen alle die „Schrift der Hand“, d. h. man sieht, dass sie handgemacht sind und nicht aus der „Massen-Maschine“ kommen. Dies finde ich gerade im heutigen schnelllebigen Alltag wichtig: etwas Individuelles zu finden, was eigens für dich entstanden ist! Hinzu kommt noch, dass fast alle meine Arbeiten poetischen Texten gewidmet und diese zum Teil sogar eingraviert sind: mal in einem Ring, mal unter dem Stein oder mal hinten am Verschluss. Irgendwo am Schmuckstück ist er zu finden, der kleine Text mit der großen Wirkung. Denn ich glaube an die Kraft von Worten und Symbolen, welche beim Tragen zu einem begleitenden Mantra werden sollen. Durch meinen breitgefächerten kulturellen Hintergrund ist es mir auch besonders wichtig, dass meine Schmuckstücke nicht spezifisch einem Kulturkreis zugeordnet werden, sondern viele Teile der Welt in sich vereinen.
So wie die Schmuck-Macherin Claudia Liedtke räumlich zwischen ihren Lieblingsorten pendelt, so verbindet sie inhaltlich fundiertes Handwerk mit Poesie und dem goldenen Licht des Südens … das Ergebnis ist Schmuck für die Sinne. Hier kannst du sie auf ihrer Website besuchen!