An die Sommer meiner Kindheit erinnere ich mich immer noch sehr gerne. Ich sehe mich als neugieriges Mädchen mit dunklen Zöpfen, barfuß und in bunten Shorts. Kein Baum war mir zu hoch – obwohl ich nicht die Mutigste war und bin – und kein Bach war mir zu tief, um nicht im Wasser Fische zu beobachten und um nähere Bekanntschaft mit Blutegeln an meinen nackten Beinen zu machen.
Aber ich liebte es auch zu zeichnen, zu malen und zu schreiben. Tagelang zog ich mich in ein Kämmerchen am Dachboden zurück und lebte dort in meiner eigenen Welt, die von Fantasiereisen, inneren Bildern und unsichtbaren Freunden geprägt war.
Im Laufe der Jahre verlor ich jedoch die Unbeschwertheit meines Mädchen-Daseins. Umgeben von einer konservativen und einseitig geprägten Gesellschaft wuchs ich mit der Vorstellung auf, dass Männer in die Welt und Frauen an den Herd gehörten.
Mein erstes Kind bekam ich mit 22, das zweite mit 23. Mit 28 dachte ich: „Wenn das jetzt alles war, was mir das Leben zu bieten hat, dann bin ich wohl im falschen Film“. Damals fiel mir das Buch „Die Wolfsfrau“ in die Hände und es öffnete mir die Augen. Meine Ehe war – wie konnte es auch anders sein – das Abbild der Gesellschaft, in der ich aufgewachsen war. Ich fühlte mich in einer Falle gefangen und war verzweifelt.
Es sollten noch sieben weitere Jahre vergehen, bis ich mich aus meiner Zwangsjacke herausschälen konnte. Gleichzeitig begann ich noch einmal ganz von vorne. Ich beschäftigte mich mit alternativen Heil- und Behandlungsmethoden und machte mich sehr erfolgreich als Kinesiologin selbstständig, später als Autorin und Seminarleiterin. Der überwiegende Teil meiner KlientInnen, LeserInnen und Seminarteilnehmerinnen waren und sind heute wie damals Frauen.
Auch meinen ursprünglichen Zugang zu meiner Spiritualität entdeckte ich, sobald ich mich befreit hatte und ich wieder ich selbst sein durfte. Doch das ist eine andere Geschichte. Mehr dazu findest du hier auf meinem zweiten Blog.